Geschichte
Über
den
A8 ist, bzw. war, geschichtlich nur sehr wenig bekannt. Wie
etwa,
dass er nur
ein Jahr lang, von 1963 bis 1964 gebaut worden sein soll, mit
einer
Stückzahl von ca. 300. Hier versuche ich die spärlichen Fakten
zusammenzutragen und
auszuwerten. Hauptsächlich geht es dabei um die Technik,
allerdings
kann man diese hier gut einbinden, anstatt "trocken"
aufzuzählen. Was
die geschichtliche Entwicklung angeht, gibt es
erstaunliche Parallelen zum E8. Diese sind im unteren Teil
weiter
ausgeführt, ebenso deren Gemeinsamkeiten.
Außerdem möchte ich mich noch bei Marcus
Cramer
für die Bereitstellung der beiden Fotos bedanken. Ohne seine
um- fangreiche Bildersammlung bliebe so manches im Dunkeln. Und
bei
Philipp Bubnic, der mir u. a. bei der Eingrenzung der
Gesamtstückzahl
weiter geholfen hat.
Zunächst einmal muss der Prototyp, bezeichnet
als "A9", erwähnt
werden.
Warum diese Bezeichnung genommen wurde, ist nicht ganz klar.
Wahrscheinlich deshalb, da der A9 durch den Allrad- Antrieb mehr
ziehen
kann und dadurch unbewusst stärker ist, obwohl die
PS - Zahl gleich ist. Es kann aber auch eine Werksinterne
Bezeichnung
sein.
Er
unterscheidet
sich vom Serien - A8 vor allem durch:
- Motorhaube. Diese ist direkt vom E8 übernommen worden.
- Elektrik. Er hat nur zwei seitliche Scheinwerfer. Der Rest
scheint
komplett zu fehlen.
- Schalthebel. Diese werden gezogen, außerdem endet das
"Armaturenbrett" auf gleicher Höhe mit der Motorhaube.
Daneben sei noch erwähnt, dass der A9 keine Geräte -
Anbauvorrichtung besitzt. Die Einstellung der Arbeitsgeräte wird
hier
u. a.
durch
eine etwas geänderte Version des Geräte - Anschlussstückes vom
E8
vorgenommen.
Anhand der Patentschrift - Zeichnungen (hier ein Auszug) kann
man die
Entwicklung vom E8
zum A9 sehen.
Dieses
seltene
Archivfoto zeigt die Erstvorstellung des A8 auf der
Gewerbeschau "Zum Wurstmarkt" in Bad Dürkheim 1962.
Schildaufschrift:
"ACHTUNG WINZER; NEUHEIT;
HOLDER ALLRADSCHLEPPER A8
MIT 8 PS SACHS-DIESEL- MOTOR
Besondere Vorzüge:
Günstige Schwerpunktlage durch niedrige Bauart; 8-fach
verstellbare Radspur durch Radwechsel;
Allradlenkung, dadurch kleiner Wendekreis;
Differentialsperre auf alle Räder wirkend; 3 Vorwärtsgänge - 3
Rück- wärtsgänge; 1 Schnellgang;
Enorme Zugleistung, besonders am Hang;
Besichtigung im Ausstellungsraum HOLDER
Wachenheim am Marktplatz (Bus-Haltestelle)
;Weitere Auskünfte durch die
Generalvertretung Martin Jene K.G.
Wachenheim".
Man achte auf die Abbildung!
Als
1961
mit dem E8 ein Universal - Einachser für den mittleren
Leistungsbereich entwickelt
wurde, ging Holder, genauer die Herren Hermann Griesinger und
Reinhold
Schmid, auch daran, einen solchen Allrad - Knicklenker zu
entwickeln. Dafür wurden,
ähnlich wie schon
beim A10, zwei
E8 - Getriebe mit einem Knickgelenk verbunden. So konnte die
schmale
Bauweise beibehalten werden, wodurch er vor allem für den
Weinbau, mit
besonders engen
Reihenkulturen, interessant wurde. Daneben natürlich auch für
Baumschulen, den Garten-,
Feld- und Obstbau sowie
Sonderkulturen. So entstand der
Holder Allradschlepper, Cultitrac A8, dessen Serienfertigung
etwa gegen
Ende 1962 startete.
Er zeichnet sich besonders durch eine niedrige
Bauart und somit sehr tiefer Schwerpunktlage, mit nur 180 mm
Bodenfreiheit, sowie
einer
sehr schmalen Gesamtbreite von 630 mm aus. Natürlich besitzt er
auch
die allradtypischen Gimmicks wie
4-Radantrieb, 4-Radbremsen und 4-Radlenkung. Der
4-Radantrieb ist hierbei besonderes zu erwähnen, denn in beiden
Getrieben steckt ein vollwertiges Differential, die unabhängig
von
einander gesperrt werden können! Konstruktionsbedingt, kann der
Allradantrieb auch ausgeschaltet werden.
Das 7-Gang Getriebe besitzt drei gleich abgestufte Gänge für
Vor- und
Rückwärtsfahrt, wobei der erste Gang als
Kriechgang ausgebildet ist. Der vierte Vorwärtsgang ist der
Schnellgang, mit dem bis zu 14 km/h erreicht werden können. Er
wurde
zudem so konstruiert, dass er die Abstufung umgeht, um so die
größtmögliche Kraftübertragung der Motorleistung auf die Räder
zu
gewährleisten.
Das System der zwei angeflanschten Getriebe zahlt sich auch
besonders
für fremdangetriebene Geräte aus. Im vorderen Getriebe befindet
sich
die gesamte Schaltung für den Fahrantrieb, im hinteren die der
Zapfwelle mit zwei verschiedenen Drehzahlen. Diese ist mit dem
Allradantrieb gekoppelt: Entweder motorabhängige Zapfwelle ohne
Allrad
oder getriebeabhängige Zapfwelle mit Allrad. Dadurch ergeben
sich bis
zu 8
verschiedene
Zapfwellen - Drehzahlen, was damals kein anderer Kleinschlepper
bieten
konnte.
Eine
Geräteaushebung mit
Handaufzug war serienmäßig dabei. Aber nur bei der
Dieselversion konnte auf Wunsch, ab ca. Mitte 1964, auch eine
Hydraulik
gewählt, bzw. auf den vorhandenen A8D nachgerüstet werden. Bei
den
Benzinern war es wohl konstruktionsbedingt nicht möglich, obwohl
es für
den Reversierstarter des Sachs Stamos, wenn auch nicht direkt
für den
ST 281, eine sogenannte "biegsame Welle"
für den Zweitantrieb gab.
Für den A8 stand
eine eigene
Anbaugerätereihe
nach dem
Holder Einmannprinzip zur Verfügung. Neben den üblichen Geräten
stand
u.a. auch eine Aufbauspritze zur Verfügung. Für den
Anhängerbetrieb gab es eine Schnellkupplung mit Kugelkopf, die
an der Zapfwelle
befestigt wird.
Der A8 verfügt über eine komplette
elektrische Anlage mit einem!
Scheinwerfer, mit Fahr- und Standlicht, Schluss- und
Kennzeichenleuchten,
Steckdose sowie einer Signal- und Blinkanlage. Die Dieselversion
hat
zusätzlich einen E-Starter und dadurch eine 12, statt 6 Volt
Anlage.
Die Benzinversion kostete 1963 4.400,- DM
(2.200,- €), der Diesel 5.250,- DM (2.625,- €).
Während
am Getriebe alles serienmäßig war, konnten die Kunden, abgesehen
von
der Geräteaushebung, bei der
Motorisierung dagegen wählen. Zur Verfügung stand zuerst der
2-Takt F&S
D400L ("A8D") und der 2-Takt F&S Stamo 281 ("A8F").
Kurze Zeit später wurde letzterer aber durch den 4-Takt
Berning DK 8 ("A8B") ersetzt. Alle Motoren haben eine Leistung
von 8 PS.
Durch
die generell höhere Zugkraft des Allrads, brauchte es auch einen
entsprechend starken Motor. Deshalb kam wohl nur der Diesel
als beste Antriebsquelle in Frage. Denn der Sachs
Stamo war, trotz 2-Takt Arbeitsweise, anscheinend zu schwach und
hatte zusätzlich noch einen
entsprechend hohen Verbrauch. Das mögen Gründe gewesen
sein, weshalb er aus dem
Programm genommen wurde und nicht
mehr in den Prospekten und Preislisten auftaucht. Der A8F ist
somit ein
richtiger Exot.
Damit blieb nur noch der Berning als
Alternative zum ölspuckenden Selbstzünder. Er ist aber ebenfalls
nur
selten anzu- treffen.
Angeblich soll Holder daher auch mit dem eigenen Dieselmotor HD1
(12
PS) experimentiert haben. Wobei Versuche mit anderen Motoren
ähnlicher
Stärke auch nicht ausgeschlossen sind. Diese scheiterten
offensichtlich, da der A8 immer nur - serienmäßig - mit den drei
oben
genannten Motoren bestückt wurde.
Abgesehen
von den Motoren ist sonst nicht viel verändert worden, bzw. ist
mir
dies
nicht bekannt. Sicher ist aber, dass die späteren
(Diesel-) Modellen ein schnelleres Getriebe bekamen, so dass er
nun
nicht mehr 12,5,
sondern 14 km/h schnell ist.
Da der A8 eher ein Spezialschlepper ist, war auch das Interesse
der
potentiellen Kunden recht
dürftig. Bei der Vor- stellung war es anscheinend höher, sonst
hätte
man nicht viel mehr gebaut, als es die Nachfrage erforderte.
Zwar
konnte
man mit ihm auch viele typische Arbeiten
ausführen, dennoch griffen die Kunden dann eher zum schweren
Einachser
oder der größeren Variante, dem A12. Dieser kostete nämlich
1963 6.840 DM (3.420 €), wäre also "nur" 1.590 DM (795 €)
teurer. Zudem
war bei diesem die Hydraulik Standard, beim A8 nur
mit einem Mehrpreis von ca. 500 DM (250 €) zu haben.
Schaut man sich die Prospekte und Preislisten an, wurde er bis
ca.
1970/71 gebaut. Allerdings handelt sich dabei eher um den
"Überschuss".
Denn laut den Typenschildern ist er bis ca. Herbst 1964 gebaut
worden.
Die
genaue Stückzahl ist nicht bekannt, vermutlich haben zwischen
350 bis
maximal 370 Knickschlepper die Werkshallen verlassen.
Parallelen zum E8:
Diese betreffen hauptsächlich die Motoren. Deren Häufigkeit und
Verwendung sind weitestgehend gleich.
Wie in der Geschichte beschrieben, ist der Diesel am häufigsten
zu
finden, der Berning selten und der Sachs Stamo eher die
Ausnahme, genau
wie beim E8. Nur
das beim A8 der Berning noch seltener ist, obwohl er immer
zusammen mit
dem Diesel angeboten wurde.
Da der A8 ein Jahr später konstruiert wurde, könnte man
schon zwischen allen drei Motoren wählen, während man beim E8
zuerst
nur den Berning zu Auswahl hatte. "Könnte", laut Preisliste des
E8,
beim A8 taucht der Berning aber erst später auf. Und das, obwohl
im A9
bereits ein Berning verbaut war.
Beide besitzen auch die Motorhaube mit und ohne
Lüftungsschlitze, sowie
beide Auspuffvarianten.
Gemeinsamkeiten zum E8:
Wie oben beschrieben, stammen die
Getriebe vom E8 und sind daher optisch gleich. Die
Fahrschaltung ist somit ebenfalls identisch, lediglich die der
Zapfwelle wurde geändert. Während man beim E8
zwischen schnell,
langsam und gangabhängig schalten kann, hat der Hebel beim A8
nur zwei
Funktionen, nämlich gangabhängig oder motorabhängig. Allerdings
schaltet dieser gleichzeitig über einen Seilzug auch das hintere
Getriebe auf
Allrad/gangabhängig oder nur motorabhängig. Nur die schnelle
oder
langsame Geschwindigkeit der Zapfwelle wird im hinteren Teil
manuell
geschaltet. Diff. - Sperre und Bremse sind ebenfalls mit
enthalten,
nur die jeweilige Betätigung ist anders.
Die Haube ist gleich,
lediglich der Frontscheinwerfer, wo vorher das Blechschild saß,
Blinker und ggf. Kennzeichen- halter
sind neu hinzugekommen. Außerdem sind noch Motor- und Tankaufbau
identisch.
Warum aber kleinere Räder genommen wurden, hat zwei Gründe: Wie
oben
beschrieben, ergibt eine geringe Boden- freiheit eine hohe
Kippsicherheit. Zudem lässt sich mit kleineren Rädern ein
kleinerer Wenderadius erzeugen.
Info:
Der heutige Preis für den A8 (auch defekt) fängt oft
nicht
unter
2.000 € an. Daran kann man erkennen, wie wertvoll und beliebt
er geworden ist.
Norm-Ersatzteile sind aber noch z.B. bei René
Küpper und alle Aufkleber bei Niels
den
Boer
zu bekommen.
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